Graffiti-News 14/2002
13.5. - 16.5.2002

Neuigkeiten aus der Welt der Graffiti-Forschung

Internationale Graffiti-Aufträge, Wandgestaltungen

neu: Graffiti-Museum Wien - www.graffitimuseum.at 

 zur graffiti edition - Fachverlag Graffiti und Street-Art

 

16.5.2002:

 

Vorige Woche wandte sich eine junge Dame, die für einen großen, weltweit agierenden Konzern arbeitet, an das ifg. Der Konzern stellt jenes Material her, das für die Plexiglas-Wartehäuser im Haltestellenbereich öffentlicher Verkehrsmittel verwendet wird. Offenbar plant dieser Konzern eine PR-Aktion und die Dame sandte uns einige Bildmotive (Graffiti im Haltestellenbereich) zu, die sie einfach aus dem Internet heruntergeladen hatte.

(Das Motiv zeigt übrigens eine der Interventionen, mit denen Feministinnen gelegentlich gegen Werbung vorgehen, die als sexistisch empfunden wird).

Sehr geehrte Damen und Herren, ich würde gerne beiliegende Photos für eine Promotion-Aktivität benutzen. Bitte lassen Sie mich wissen, ob ich diese Photos benutzen kann.

Sehr geehrte Frau ... - um unseren Umgang mit Graffiti zu präzisieren empfehle ich folgendes Buch: Norbert Siegl, 2001: Graffiti-Enzyklopädie. Von Kyselak bis HipHop-Jam. ISBN 3-85437-199-3
 
 


 

Input aus Berlin:

hallo liebe forscher und forscherinnen, dass wir dieses umfangreiche material sichten konnte, welches wir so dringend für unsere projektgruppe mit dem thema "die stadt und ihr schmutz" benötigen, ist ein wirkliches wunder. in unserer 2jährigen bearbeitungszeit müssen wir uns intensiv mit den problemen der verschmutzung unserer stadt berlin auseinandersetzen. ihre ergebnisse werden uns dort eine große hilfe in der informationssammlungsphase sein. mit besten dank p. fietzke  

 


 

Kurze Mitteilung zu Fundortangaben bei Graffiti:

Vor einiger Zeit wandte sich ein Spezialist für Schablonengraffiti an das ifg und wollte Fundortangaben von Motiven. Da wir damals seine Intentionen nicht genau kannten, lehnten wir das in einer Kommunikation ab (siehe Graffiti-News Nr. 10). Fundortangaben liegen zu jeden Item vor.

 

Irmela Mensah-Schramm vom Berliner Graffiti-Archiv:

Es gibt sie auch heute noch, die klassischen antikapitalistischen Parolen und Aussagen, die ab den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts weit verbreitet zu finden waren. 

Ein wesentlicher Teilbereich von Graffiti beinhaltet Beschimpfungen und man könnte jederzeit mit den vorhandenen Archivmaterialien ein Schimpfwörterlexikon füllen. Eine besondere Fülle verbaler Aggressionen findet man im Bereich Fremdenfeindlichkeit und Neofaschismus. 
Im Beispiel oben bleibt unklar, auf wen sich die Beschimpfung bezieht oder ob sie als Reaktion aufzufassen ist. 
Text: "Selber du Dreimaldurchgewichstes Amerikanisches Breitarsch ..." - es werden darin also gleich drei Negativbegriffe zusammengezogen.

Der Funktion verbaler Aggression ist die von R. Aman herausgegebene Buch-Serie MALEDICTA gewidmet, wo auch Graffiti besprochen werden.

Lokale Graffiti-Tags aus einer Berliner S-Bahn-Haltestelle.

 

15.5.2002:

 

Institutsinfo an alle Kollegen im Bereich Graffiti-Forschung:

Liebe Kollegen - als Weiterentwicklung der 2001 herausgegebenen Graffiti-Enzyklopädie wurde unter Mitarbeit der großen europäischen Graffiti-Archive nun die online Graffiti-Enzyklopädie gegründet: http://graffitieuropa.org/enzyklopaedie.htm . Es ist in weiterer Folge daran gedacht, ein umfassendes Lexikon der Graffiti-Forschung als konventionelle Publikation herauszugeben. Die bisher erschienenen Lexika sind unbefriedigend (fachlich teilweise unrichtig, einseitig ausgerichtet) oder veraltet und nicht mehr im Handel erhältlich.

 
Aktuelles Material der teilnehmenden Organisationen finden sie auf: http://graffitieuropa.org/enzyklopaedie.htm
 
Hamburger Graffiti-Archiv
Frankfurter Graffiti-Archiv
Berliner Graffiti-Archiv
Wiener Graffiti-Archiv
Südtiroler Graffiti-Archiv
Brüsseler Graffiti-Archiv
Graffiti-Archiv Toulouse
 
Mit einigen Organisationen besteht lose Kooperation, Teilnahme noch nicht sicher:

Schwedisches Graffiti-Archiv

Schweizer Graffiti-Archiv
Kassler Graffiti-Archiv
Dresdner Graffiti-Archiv
 
Wir werden über die weiteren Entwicklungen berichten und ersuchen um Kontaktaufnahme aller Personen, die tatsächliche Fachkompetenz im Bereich Graffiti besitzen!
 
Institut für Graffiti-Forschung


 

Kurze Mitteilung zu Writer-Namen (von Saul Len):

Mauzi (bezieht sich auf das unten wiedergegebene Foto des Hamburger Graffiti-Archivs, siehe dazu auch "Das Frankfurter Graffiti-Archiv") ist ein recht weit verbreiteter Katzenname und da kann es schon mal zu Parallelerscheinungen kommen. Etwa so wie unter Writern der Name Shark. Der wurde auch von mehreren Writern unabhängig voneinander gewählt. Writernamen stammen oft aus Comics und werden meist aus der englischen Sprache gewählt. Andererseits gilt es als daneben, bekannte Namen etwa aus New York zu schreiben. In Frankfurt wählte einer den Namen Eidechse, schrieb den aber in Englisch als Lizzard. Der Name Bomber stammt aus der französischen Scene, dort nennen sie die Sprühdose Bombe. Zip, einer der ersten Frankfurter Writer hatte den Namen aus den nonverbalen Comiclauten (es gibt sogar ein Lexikon darüber). Zip ist das Geräusch eines aufgehenden Reißverschlusses.

 

Das Hamburger Graffiti-Archiv

Schon vor einiger Zeit - nach einem großen Artikel in der Süddeutschen Zeitung über Graffiti-Forschung - wandte sich Herr Peyer an uns und stellte sein Hamburger Graffiti-Archiv vor. Herr Peyer ist professioneller Fotograf und beteiligte sich an einer großen Ausstellung in Hamburg, zu der ein sehr schöner und fachlich kompetenter Katalog erschien. Wir erlauben uns, hier zwei seiner Beiträge zu veröffentlichen und hoffen, noch sehr viel von ihm zu hören.

Hamburg Altona:

©Fritz Peyer, Hamburg

 

Beiträge von Frau Mensah-Schramm vom Berliner Graffiti-Archiv:

 

 

Frau Mensah-Schramm teilt mit, dass demnächst die 150ste Ausstellung ihrer Dokumente zu Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz stattfinden wird. Als Ausstellungsort ist die Paulskirche in Frankfurt/Main vorgesehen.

 

Mitteilungen von Saul Len aus Frankfurt:

Schablonengraffito. Politischer Aufruf in traditioneller Ausführung. Frankfurt 2002. Deutlich zu sehen, die Stege in den Buchstaben. Text:"NAZISM MSI? BLOKADE  ANGRIFF  RANDALE."

 

14.5.2002:

 

Information für Sprayer im Bereich Düsseldorf - bei Interesse bitte direkte Kontaktaufnahme mit der angegebenen Tel-Nr oder e-mail-Adresse:

Hallo !! Die Stadtwerke Düsseldorf AG planen z.Zt. ein Projekt, bei dem ausgewählte Gebäude von uns mit Graffiti-Kunst verziert werden sollen. Wir würden dazu gerne in Kontakt mit guten Graffiti Künstlern treten, die unsere Vorstellungen realisieren können.
Falls Sie Kontakte zu Sprayern aus Düsseldorf pflegen melden sie sich bitte telefonisch unter: 0211/821-3845 oder per e-mail an: ddewies@swd-ag.de

Vielen Dank !! Gruß Daniel Dewies

 

Seit Jahrzehnten ein Thema in Graffiti: 
Hanf und Hanfprodukte, v.a. Haschisch. Häufig sind damit politische Forderungen nach Legalisierung verbunden, oft ist auch das Hanfblatt als Motiv zu finden - siehe Graffiti-News Nr. 6.

Dokumentiert wurde dieses Schablonengraffito von Herrn Lodewick (seine Beiträge finden sie im Graffiti-Kongress) bei Forschungen im Mai 2002 in Wien.

 

©Norbert Siegl, Wiener Graffiti-Archiv

Graffito (als Frage formuliert) an einem Werbeplakat. Wien, Westbahnhof, Dezember 2001

 

Motiv von der Startbahn-West-Mauer 1981
©Saul Len, Frankfurter Graffiti-Archiv

Saul Len teilt dazu folgendes mit: 
"81 gab es regelmäßig Demos an der Startbahnmauer die meist gewaltsam verliefen. Auf der anderen Mauerseite schoss die Polizei mit Wasserwerfer und Tränengas und dies hat jemand zu dem Spruch veranlasst: "Zirkus Bullarsch, Vorführung ununterbrochen." Soll wohl heißen, wer herkommt, bekommt stets von der Polizei ein Schauspiel geboten.

 

Graffiti-Auftrag Köln - interessierte Sprayer sollen bitte direkt mit Herrn Alex Picciati Kontakt aufnehmen:

Hallo zusammen!

Für die Neu-Lancierung eines Produktes suchen wir im Raum Köln für die Ausstellung Photokina im September zwei Graffiti Künstler und einen DJ (Electronica, Lounge). Die Ausstellung dauert 6 Tage. Graffiti je 3 Tage abwechslungsweise. DJ für 6 Tage.
Es handelt sich um eine Live Performance, der Künstler soll sich von der Musik inspirieren lassen und umgekehrt. Wir suchen jedoch nicht zu stark abstrakte Künstler und DJ's, da die Ausstellung eher für Business Leute ist, eigentlich eher Strassen Graffiti Künstler.
Falls Ihr solche Leute kennt, kontaktiert mich bitte unter alex@geniuss.ch mit einer ungefähren Preisangabe pro Tag (oder pauschal) und ein paar Bildern als Referenz.
Danke im voraus, Alex Picciati

API-DESIGN
Dipl. Architekten ETH/SIA
Badenerstr. 701
CH-8048 Zürich
Tel. +41 1 430 51 11
Fax +41 1 430 51 10
info@apidesign.ch
www.apidesign.ch

 


13.5.2002:

 

Mitteilung von Herrn Lodewick zum "Zebraauge" (siehe Beitrag weiter unten):

Heute habe ich das Buch von Tristan Manco "Stencil Graffiti", Thames & Hudson, 2002 gekauft. Auf Seite 51 findet man wieder dieses - auch in Paris photographierte - Auge. Der Autor nennt es "Optical Art Eye".

 

Beitrag von Saul Len aus Frankfurt:

Graffito im Stil von Harald Naegeli, möglicherweise von ihm selbst, war 1997 noch vorhanden in Frankfurt.


 

Kommunikation mit Saarbrücken

hey ihr leutz! hab lang nix mehr von euch gehört, hat sich nichts mehr ergeben von wegen saarbrücken und legale wände? es kam bis jetzt noch immer nicht zu einem persönlichen kontakt mit herrn prell.
andere frage: ist es wahr, dass vor einigen tagen die hall of fame im berliner mauerpark als illegal erklärt wurde?und dass es in ganz berlin keine einzige legale wand mehr gibt??? das ist furchtbar, weil ich im sommer dort hin ziehe und ich dachte, dass dort die möglichkeit legal zu malen, viel grösser wäre. PUSTEKUCHEN??? freue mich über rückmeldung, gruss jz


hallo jz - wir dachten, dass sie längst kontakt aufgenommen haben mit dem netten bezirksbürgermeister und haben uns dann nicht weiter darum gekümmert.

es kamen einige eigenartige anrufe aus saarbrücken - einmal von einer journalistin, die eine haarsträubende geschichte über besprayte fahrzeuge erzählte und einmal von einer jungen dame, die behauptete, sie wäre für die saarbrückner graffiti-kultur zuständig und die gleich unsere ganze website ausdrucken wollte, um sie dem bürgermeister zu zeigen...

sonst: berlin ist eine schöne stadt und wir machen im herbst dort wieder unsere forschungen. dass der wall beim mauerpark nun verboten und illegal wäre, kann ich mir nicht vorstellen und glaub ich auch nicht! ich denke es wird ihnen sicher gut gefallen in berlin, am schönsten ist MITTE, PRENZLAUER BERG, FRIEDRICHSHAIN und KREUZBERG! gruss aus wien!
 

wie bitte?
da ist ein anruf von einer jungen dame eingegangen? ich hoffe nicht, dass sie mich jetzt verdächtigen!!! ich wars net und ich seh mich hier auch net verantwortlich für die ganze saarbrücker graffitiscene, aber lustig find ichs, ich überleg jetzt, wer dass sein könnte, weil soo viele junge damen gibts hier im biz net, hehe!
ich habe dem bürgermeister zwei emails geschrieben, wobei bis jetzt noch keine antwort kam. es kam aber ein bericht in der saarbrücker zeitung, dass herr prell eine sehr lange mauer hinten am saarufer in einer aktion im sommer bemalen lassen möchte und dass er so eine graffititelefon einrichten lassen will, wo leute anrufen können und fragen können, welche wand legal ist.
ich musste schmunzeln und hab mich sehr gefreut, dass er sich doch sehr offen zeigte. ich glaube, ich werde ihn mal telefonisch kontaktieren, nur weiss ich net, ob ihm das recht ist und ich hab ein bisschen angst. aber was soll er schon sagen??!
die besprühte fahrzeug aktion hier in sb war echt net doll, grad um die entwicklung hier zu fördern. scheisse sowas!
naja, ich hoffe echt, dass die berliner mauer weiterhin legal bleibt, nur hab ich die information von einem sehr oldschoolwriter aus berlin und der sitzt an der quelle, informiert ihr euch mal darüber?
wär super, ich liebe berlin jetzt schon!! vielleicht fang ich dort auch an, neue wände zu organisieren. mal sehn!
ps:die aktion in münchen ist echt ne geile sache, ich werd den gleich mal anrufen, vielen dank nochmal, viele grüsse, jz

 


 

AUFTRAGSANGEBOT FÜR GRAFFITI-SPRAYER IN MÜNCHEN. BEI INTERESSE BITTE DIREKTE KONTAKTAUFNAHME MIT HERRN CHRISTENSEN!!!

Sehr geehrte Damen und Herren, wir sind eine Event- und Marketing Organisation in München und bereiten für einen Kunden am 12. Juli 2002 eine Veranstaltung vor. Ein Teilgebiet soll ein "Graffiti-Kunstwerk" werden, an dem sich alle Teilnehmer (ca. 160
Personen) beteiligen.
Da wir Sie als Vermittler ausfindig gemacht haben, bitten wir Sie um Rückruf oder entsprechende Informationen. Mit besten Dank,

Thomas Christensen
Geschäftsfüher
Marketing & Kommunikation
CNS GmbH
die eventorganisation
Möhlstrasse 34
D - 81675 München

Tel: +49 89 907788 60
Fax: +49 89 907788 70
mail: tc@cns-events.de

 


 

In der letzten Ausgabe der Graffiti-News veröffentlichten wir zwei Motive (Zebraauge???) die in Berlin (98) und Paris (99) dokumentiert wurden. Es zeigt die Mobilität mancher Graffiti-Künstler. Falls jemand näheres zum Urheber des Motives weiß, ersuchen wir um Mitteilung an das Institut für Graffiti-Forschung!

Graffito aus Berlin, dokumentiert 1998 von Saul Len

Graffitimotiv aus Paris, dokumentiert 1999 von Jose Lodewick


 

Den Zugang zu allen bisher veröffentlichten News-Artikeln mit kurzer Inhaltsangabe (Schlagwörter, Keywords) finden sie in der Graffiti-Enzyklopädie!

Zur zuletzt veröffentlichten Ausgabe - Graffiti-News Nr.13 

©2002 Institut für Graffiti-Forschung

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last update: 16.05.2002
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