27.5.2002
Zur unten wiedergegebenen Kontroverse (gute vs.
böse Graffiti) bekamen wir die folgende Mitteilung von Saul
Len:
Das ist mir vertraut, da wird mal wieder der Seismograph
für das Erdbeben verantwortlich gemacht. Graffitiformen zu dokumentieren, heißt nicht zwangsläufig, dem Inhalt zuzustimmen. Das man
so was noch erklären muss...
Oder die altbekannte Ansicht, ja das ist ja schön bunt, aber diese Schmiererei überall. Etliche Writer versuchten, sich davon abzusetzen und nannten sich Aerosol Artisten, übersahen aber, das sie sich durch Zugeständnisse an die Öffentlichkeit (bzw. was als solche gilt) von ihrer eigenen Arbeit distanzieren müssen. Denn auch der eifrigste Piecesprüher verzichtet nicht aufs Tag. Klar
muss man sich so darstellen, wenn man seine Bilder verkaufen will und ist dann schnell dabei, verächtlich auf die Tagger herabzublicken. Nur haben auch die bekannten Writer genauso angefangen. Die Teilung in Kunst und
Schmiererei ist ohnehin konstruiert, denn wo ist die Grenze? und wer will darüber entscheiden? Writer bezeichnen Tagschrift als Kunst, für Außenstehende,
die nichts lesen können, ist es Geschmier. Harald Naegelis Teile wurden auch nicht von allen als Kunst betrachtet. Bei Politparolen und Klograffiti kam es erst gar nicht zu dieser Diskussion, hier bestand nie ein Kunstanspruch.
Ich hab selbst das Unverständnis erlebt, weil ich auch Tags und Politgraffiti oder andere Formen fotografierte, die nicht ins enge Raster passten.
Gruß Saul
Einen Beitrag, der sich ebenfalls mit
der Definition und Eingrenzung des Begriffs Graffiti beschäftigt, finden
sie in der
Graffiti-News
Nr. 6 (16.3.2002).
Die "GUTEN" und "BRAVEN"
machen "GRAFFITI", die "BÖSEN" und
"SCHLIMMEN" aber "SCHMIEREN und KRITZELN"!!!
Beschimpfungen im ifg-Gästebuch kommen immer
wieder vor - meist anonym. So wie
an der Klowand, wird auch hier viel unsinniges
"abgelassen". Hier
eine aktuelle Eintragung:
"Voll die scheiss Seite ! Was hat euer
Nazigekritzel mit Grafitti zu tun !!!!! BIATSCH!!!!!!!!!! Bitches!!"
Der Gästebuch-"Kritzler" zeigt sich äußerst
uninformiert - es bezieht sich nur ein verschwindend geringer Teil
der ifg-Website auf rechtsextreme Kommunikation. Er kennt offenbar
diesen Teil und davon wird generalisiert, ohne die Intention zu
hinterfragen. Interessant ist (neben der falschen Schreibweise
des Begriffes Graffiti), dass hier genau zu jener emotionalisierten
Verbalformel gegriffen wird - GEKRITZEL - mit der üblicherweise (neben
SCHMIEREREI) - von feindlich eingestellten Personen - der gesamte
Komplex Graffiti umschrieben wird.
Diese Uninformiertheit trifft man
aber auch bei Leuten an, die mit Graffiti (reduziert auf den
"Kunstaspekt") ihre Geschäfte machen. U.a. gibt
es eine längere e-mail-Diskussion mit einem Berliner Herausgeber von
so genannten Graffiti-Bänden, der offenbar bis heute nicht weiß, was
Graffiti sind.
Manche Leute können absolut nicht verstehen, dass es nicht nur die
Graffiti der Sprayer, sondern auch die Graffiti anderer Leute gibt, u.a.
eben auch die Nazi-Graffiti. Anders ausgedrückt: es gönnen sich die
Schmierer untereinander nicht den Begriff Graffiti!
Dass wir uns persönlich über andere
Graffiti-Varianten - als über jene der Neonazis - mehr freuen, steht
außer Diskussion. Gerade diese Vielfalt macht die "älteste
Kommunikationsform der Menschheit" aber so interessant und hebt sie weit
über das verbreitete
Kunstgefasel empor!
Hinweis auf die klassische Graffiti-Definition:
http://www.graffitieuropa.org/definition.htm
Graffiti und
Symbolforschung:
Klassisches Graffito - Anarchisten-A -
in den Verputz eines Wohnhauses gekratzt.
©ifg2002 |
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Soeben erreichte uns die Mitteilung über eine
hervorragende Dokumentation der Graffiti am legalen "wall of fame"
am Olympiastadion in Innsbruck, die von Rudolf Maurer durchgeführt
wurde:
http://members.lycos.nl/homotoxaustria/index.htm
Nach allen Schwierigkeiten, die die Innsbrucker
Aktivisten auf sich nahmen, um endlich einen legalen wall zu bekommen,
kann man ihnen nun zu den qualitativ hochwertigen, internationalen,
Produktionen gratulieren!
Ffm 2001 |
Mitteilung von Saul
Len aus Frankfurt/Main:
Tag von Shoe mit Fatcap. Durch die Streuwirkung entsteht die ausgefaserte Struktur. Für Pieces werden diese Caps nicht verwendet, da sollen Fatcaps einen dicken farbdeckenden Strich zeichnen. Beabsichtigt war das ursprünglich nicht, aber solche Caps eignen sich gut zum Tagschreiben.
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26.5.2002
Info zum Maler und Graffiti-Aktivisten Max Weiler
in einer
ORF-Sendung - siehe rechts... |
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Protestgraffito
gegen die erste Budget-Sanierungs-Maßnahme der österr.
Bundesregierung. Dabei kam es zu einer Erhöhung der Gebühr
für die Ausstellung eines Reisepasse von ca. ATS 400,- auf ATS
1.000,-.
Das Graffito - das sich an
der Vorderfront eines Wiener Amtshauses befindet - wurde zwar
rasch "gelöscht", ist aber nach wie vor bei gewisser
Aufmerksamkeit erkennbar.
Entstehungszeitraum:
vermutlich Frühjahr 2000
Dokumentationszeitpunkt:
Mai 2002 |
Wenn man ihn
als Tagger bezeichnen würde, wäre er wahrscheinlich
quantitativ betrachtet der "King of the City". Der
rassistische Aktivist treibt seit einigen Jahren sein Unwesen in
Wien, die abgebildete Variante ist harmlos, in vielen seiner
Graffiti fordert er zu Straftaten gegen
dunkelhäutige Mitmenschen auf - und wäre
eigentlich ein Fall für polizeiliche Ermittlungen.
Im ifg-Projekt
"rechtsextreme Kommunikationsmuster" finden sie ein
weiteres Beispiel seiner Agitation. Inzwischen ist die ganze
Stadt förmlich überwuchert mit seinen Schriften -
oft vergesellschaftet mit Ansammlungen von Tags. |
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Zur unten wiedergegebenen Symbolik erreichte uns
am 28.10.2002 folgende Mitteilung:
Hallo Leute!
In einem Foto auf Eurer WebSite sind zu sehen "05", drei Pfeile nach oben und der Text (?)
"2k2" unter der "05". Die dazu abgegebenen Erläuterungen waren, das
"05" ein Symbol des österreichischen Widerstands sein, und die drei Pfeile für die SPÖ
stehen (obwohl diese normalerweise nach unten zeigen würden). Eine Deutung für
"2k2" hättet Ihr nicht.
Ok, mein Vorschlag für die Interpretation von "2k2" ist die
Jahreszahl "2002". Bekannt ist Euch sicher die Schreibweise "Y2K" für das Jahr
2000, als "Weitukei" und das damit verbundenen "Problem" weltweit durch die Medien
gegangen. Die Abkürzung "k" für Tausend ist "in dem Internet
nahestehenden Kreisen" durchaus gängig. Jetzt wäre interessant, von wann das Graffiti stammt
...
mfg, Thomas Thrien (thomas.thrien@epost.de)
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Graffiti und
Symbolforschung:
Das Original-05 des
österreichischen Wiederstands gegen das NS-Regime finden sie in
der Graffiti-News
Nr. 12, 6.5.2002. Mit der FPÖ - ÖVP - Koalitions-Regierung in Österreich
(Wahl 1999) erlebte dieses Symbol eine Renaissance
und ist heute aktualisiert an vielen Stellen der Stadt zu
finden. Im Bildbeispiel links finden sie rechts daneben ein
weiteres Symbol Österreichs, nämlich die drei Pfeile der Sozialdemokratie
der Zwischenkriegszeit. Im Original sind die Pfeile allerdings
nach unten gerichtet, in der Originalform findet man das Symbol
auch heute noch in den Signets einiger SP-Suborganisationen. Die
Bedeutung des 2K2 ist unbekannt. |
Graffiti-Thema
Sexualität:
Häufiges Thema, auf
Kinderspielplätzen ebenso wie an den Wänden öffentlicher
Toiletten, oft werden auch Wahlplakate dazu verwendet, sexuelle
Elemente hinzuzufügen oder einzubauen. Das Bildbeispiel rechts
stammt aus Wien-Hietzing.
©ifg2002. |
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In der Graffiti-Enzyklopädie
finden sie die Abbildung eines der Tags des frühen Wiener
Aktivisten STYLE (S. 210), der als erster das gesamte
Stadtgebiet für seine Aktivitäten nützte.
Links ein Tag - BRAZE - das
inzwischen ebenso weit verbreitet zu finden ist. In Aktionen,
die im Frühjahr 2001 stattfanden, wurde dieser Style hundert -
,
oder sogar tausendfach in Wien, bis in die
niederösterreichischen Gemeinden am Stadtrand, verbreitet. Die
bevorzugten Verbreitungsflächen sind alle belebten Strassen,
Flächen entlang der großen
Verkehrslinien und Bahnhöfe. Das Bild links stammt aus einem
Wiener S-Bahnhof. |
Gekröntes Tag
aus dem Westen von Wien. Zur Bedeutung der Krone siehe: Graffiti-Enzyklopädie,
Kapitel "Writer-Kultur", S. 193. |
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Schablonentechnik
-
kurzer Exkurs:
Heute findet in Wien der City-Marathon
statt, dazu wird die Route von der Polizei für den
öffentlichen Verkehr gesperrt. Die (zusammengeklappten) Absperrungen standen schon
einige Tage vor dem Ereignis an den wichtigen Stellen - an einer
davon entstand das links wiedergegebene Foto. Der Schriftzug
"POLIZEI" wurde in (negativer) Schablonentechnik
aufgetragen. |
25.5.2002
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Die Kultur der
"american graffiti", bzw. des "graffiti writings"
war ursprünglich v.a. ein großstädtisches Phänomen.
Inzwischen erreichte es auch schon viele kleinere Städte,
oft schon ganz kleine Ortschaften...
Das Bild (links) entstand
während der Graffiti-Dokumentation Niederösterreich, im
Herbst 2001, im Bahnbereich in St.Pölten. Insgesamt entstanden
während dieses Dokumentationsdurchganges ca. 200 Fotos (siehe
auch: Graffiti-News
Nr. 9, 8.4.2002) und wir werden über die Aufarbeitung
berichten. |
Beschimpfung
an der Wand eines Wiener Gemeindebaus.
Wien, 2002 |
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"Bianca
S." - Tag aus einer Wiener Straßenbahnhaltestelle.
Wien 2002 |
"Helix-Tags"
auf Kleber, Wien, 2002 |
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Hitparade der
geilsten Mädchen - Überlegungen auf einem Kinderspielplatz in Wien.
©ifg2002 |
24.5.2002
hier der link zu einem der grossen
namen der
writerkultur:
seak http://www.seakone.com
Beitrag "Randphänomene zum klassischen
Graffito":
Im heutigen Kurier (S. 4) wird über den Besuch
des US-Präsidenten Bush in Berlin berichtet. U.a. ist ein Foto
beigegeben, wo man Aktivisten mit Masken (Osama Bin Laden, Bush und
Saddam Hussein) sieht, in den Köpfen steht jeweils "THINK!".
Siehe dazu auch die Fotoveröffentlichung vom 20.3.2002
in der Graffiti-News
Nr. 7.
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Aufträge
für Graffiti-Künstler:
Es erreichen uns
immer wieder Anfragen wegen Auftragsvermittlung, siehe dazu:
www.graffitiauftrag.eu
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Hier das
weitverbreitete Tag (siehe unten) in kleinerer Ausführung
(mit ifg Gründungsmitglied Mag. Susanne Schaefer-Wiery).
©ifg2002
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Figurativ
wirkendes Tag aus Wien. Ein Style der hundertfach
anzutreffen ist, die Größe schwankt zwischen klein (ca.10 cm) bis
zu einem Meter.
Saul
Len teilt dazu folgendes mit:
"Könnte 'VSN' heißen, im S ist das N eingebaut.
Das S kann auch als 5 gelesen werden. Der untere Teil ist als
Buchstabe nicht zu erkennen. Tagschriften werden oft mit Zierlinien
geschrieben, mit Pfeilen etwa, die sonst keine Bedeutung
haben."
©ifg2002 |
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Aktuelle
Hakenkreuzablehnung aus Wien-Penzing
©ifg,2002 |
Den Zugang zu allen bisher
veröffentlichten News-Artikeln mit
kurzer Inhaltsangabe (Schlagwörter, Keywords) finden
sie in der Graffiti-Enzyklopädie!
Zur zuletzt veröffentlichten
Ausgabe (Graffiti-News Nr. 16): Graffiti
News, 16/2002
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