Graffiti-News Nr.19, 31.5. - 3.6.2002

Neuigkeiten aus der Welt der Graffiti-Forschung

zur graffiti edition - Fachverlag Graffiti und Street-Art

neu: Graffiti-Museum Wien - www.graffitimuseum.at

 

3.6.2002

 

"Razis naus" - spielerisch, antifaschistisches Graffito, dokumentiert am Weg zu einer der Wiener walls, daneben gibt es hunderte Tags.

©ifg2002

 

 

Beispiele zur Aktualität eines Graffiti-Randphänomens:

Links Bezug zur Palästinaproblematik, rechts daneben ein Kleber zur aktuellen österreichischen Diskussion um die Anschaffung neuer Abfangjäger. Auf dem Kleber wird eine Volksbefragung gefordert.

©ifg2002

 

 

News von Saul Len vom Frankfurter Graffiti-Archiv:

Graffiti der Sprayer-Kultur auf Güterzügen, Frankfurt 2000 und 2001. 
Herr Len teilt dazu mit, dass Güterzüge eher selten besprayt werden und dass es schwierig ist sie zu dokumentieren, da sie keinem öffentlich bekannten Fahrplan folgen.

©Saul Len

 

 

2.6.2002

 

Graffiti und deutsche Bundestagswahl 2002:

Das ifg hat dazu eine eigene Seite vorbereitet, die laufend mit neuem Dokumentationsmaterial erweitert wird:
http://www.graffitieuropa.org/wahlplakate.htm

 

 

Fremdsprachige Graffiti in Deutschland und Österreich:

Das Institut für Graffiti-Forschung hat dazu eine eigene Seite eingerichtet - falls jemand die Möglichkeit hat, die Texte zu übersetzen, würden wir uns über eine Mitteilung freuen.

 

 

1.6.2002

 

Graffiti und Symbolforschung:

Ethnische Minderheiten hinterlassen ihre Botschaften und nationalen Symbole auch als Graffiti an den Wänden des jeweiligen Gastlandes. 
Besonders viele Graffiti gab es in den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts im Zusammenhang mit der Auflösung Jugoslawiens. Im Bildbeispiel aus Wien rechts islamische Symbolik und daneben die nationale Flagge Bosniens.

©ifg, 2002

 

 

Graffiti und Symbolforschung - Graffiti und Fussball:

 

©ifg, Wien 2002

 

 


 

Aktuelle Zugriffsdaten:

Hauptseite (frontpage): 184.583
Graffiti-News: 11.791

 


 

Kurze Anmerkung zum Graffiti-Stil Harald Naegelis:
Sofern die grafischen Graffiti-Varianten um 1980 nicht überhaupt "ein allgemeines Zeichen der Zeit" und somit Allgemeingut waren, beeinflusste Harald Naegeli (auch durch seine starke Medien-Präsenz) eine Unzahl von Nachahmern. In vielen Städten des deutschsprachigen Raumes wucherten die grafischen Varianten und es gibt einiges an Dokumentationsmaterial dazu. Eine besondere Blüte erlebten diese Graffiti-Formen im Raume Köln.

Kurzer Bezug zu Wien: 
bekannt waren hier die Schöpfungen "Sams" und die eigenwilligen Kreationen Bady Mincks, die wir Jahre später - Mitte der 90er-Jahre - anlässlich einer Graffiti-Ausstellung, zu der wir auch einige frühe Fotos ihrer Werke verwendeten, persönlich kennenlernten.

Saul Lens Beiträge zur Graffiti-Forschung finden sie fortlaufend in den Graffiti-News-Beiträgen sowie im Graffiti-Kongress:

Beitrag des Graffiti-Chronisten Saul Len - höchstwahrscheinlich frühe Werke des Zürcher Sprayers Harald Naegeli - beide Bilder entstanden 1981 in Frankfurt/Main. Symbolgeschichtlich interessant ist das Anarchisten-A, das einer der beiden Figuren als Kopf aufgesetzt wurde.

©Saul Len

 

 

31.5.2002

Informationen zum ifg-Projekt "rechtsextreme Graffiti":

 

 

Graffiti und Symbolforschung:

Anarchisten-A aus dem 7. Wiener Gemeindebezirk (Neubau), 2002, ©ifg

 

 

Feinde der Graffiti-Forschung - einfache Welt:

Es gibt - als grobe Kategorisierung - zwei Gruppen, von denen grundsätzlich negative Reaktionen auf unsere Arbeit erfolgen: 

Einerseits die gesamte Graffiti-Vernichtungsmaschinerie, die von Graffiti sehr gut lebt, 
zweitens jene "Kollegen", die sich gerne profilieren möchten, ohne selber "arbeiten" zu müssen. 

Gemeinsam ist beiden Gruppen, dass sie unsere Informationen nützen und weitgehend davon "abschreiben". Die Graffiti-Vernichter bringen die Infos in ihren negativen Kontext, um damit dann die Öffentlichkeit zu schrecken, die so genannten "Kollegen" stehlen Texte und versuchen, diese als ihre Weisheiten zu "verkaufen".

 

 

Exzessives Tagging in einer S-Bahn in Wien: 

Gerade diese Formen sind es, die die Graffiti-Diskussion negativ beeinflussen und den Gegnern als Hauptargument dienen.

Im großen Zusammenhang betrachtet, sind diese exzessiven Auswüchse selten zu finden und ein untypisches Beispiel für die Kommunikationsform Graffiti.

Zugetaggtes S-Bahn-Fenster:

Neben der Steigerungsstufe Scratching eine der am wenigsten akzeptierten Graffiti-Formen.

Graffiti als kommerzialisierte Form der Dekoration eroberte inzwischen die Vororte:

Hier ein aktuelles Beispiel aus Wien-Hernals.

 

 

Info Gesetzesantrag im deutschen Bundestag zu Graffiti - das ifg wird Infos an die zuständigen Stellen senden! 

(siehe Graffiti-News Nr. 15

 


 

Nachricht aus Neubrandenburg:

"Das Thema Graffiti wird in Mecklenburg-Vorpommern derzeitig unter dem Aspekt diskutiert, "ohne wenn und aber eine Straftat" zu sein (Justizminister). Seitens des Innenministers heißt es: "Nur gemeinsam können wir das Graffiti-Unwesen zurück drängen".

Die Bundesregierung prüft derzeitig die künftige Verfolgung von Graffiti als Straftaten.

Viele Leute in unserer Region sehen Graffiti generell  negativ. Das Thema ist jedoch,  wie Sie am besten wissen, breiter gefasst. Dass unerlaubte Inschriften z.B. zur Zeit der Pharaonen heute wissenschaftlich bedeutsam sind, daran denkt doch kaum einer. Und dass Jugendliche teilweise mit Graffiti etwas ausdrücken wollen, (Zusammenhang zu  Lehrstellen- und Arbeitsmangel), steht als Aspekt häufig hinter dem verursachten Schaden. ...
... Manche Menschen hier sollen einfach den Anstoß erhalten, sich mit dem Thema zu beschäftigen, über dass sie streiten. "

 


 

Während in manchen Städten seit Jahren überlegt wird, ob Wände für Sprayer freigegeben werden sollen, präsentieren andere Städte ihre (künstlerischen) Graffiti auf den offiziellen Seiten der Stadtinfo: Beispiele Schwerin und Leipzig.

 

So wie erfreuliche Ereignisse und Gefühle über Graffiti der Umwelt mitgeteilt werden, so ist es auch manchmal mit negativen Stimmungen:

Text:

Verlass diese Welt 
Nichts mehr zu retten
Schluck Tabletten
Dreh auf den Gashahn
Wirf dich vor die U-Bahn
Beende dein Leben
Und dann stirb lächelnd
Doch vorher töte deinen Chef
Kill deinen Nachbarn
Lauf Amok im Gottesdienst
Und dann stirb lächelnd ...
ABER STIRB!

Das Graffito befand sich auf einer Parkbank in Wien, 2002.

 

 

BRAZE(R) - das weitverbreitetste Tag von Wien (2002).

Hier in Kombination mit einer politischen Aussage. Politische Deklarationen sind selten in der Writer-Kultur zu finden. Wenn doch, dann meist antifaschistisch oder antirassistisch.

Elemente der Kinderwelt gibt es in vielen Graffiti - rechts ein (Spielzeug-) Auto an einer straßenseitigen Hauswand... Im Original ca. 10 cm groß.

 

 

Mitteilung aus Innsbruck:

UPDATE:

25 Walls Wien
4 Trains Innsbruck
2 Artist

=> http://www.innsbrock.at.tf <=

peez kemsOne

 

 

Im allgemeinen ist Wien keine Hochburg der künstlerischen Schablonen-Graffiti (Pochoirs). Gerade in letzter Zeit tauchen aber in den inneren Bezirken verstärkt Schablonen-Motive auf, was mit der Ausstellung eines bekannten Aktivisten zusammenhägt.

Bild links: Wien, 7.Bezirk

Schablonengraffito, Wien, 7.Bezirk, mit eindeutig politischer Botschaft:

"DON'T CARE, DON'T EXPLAIN" in Kombination mit dem Affenmotiv.

BANKSY

©ifg,2002

 

 

Den Zugang zu allen bisher veröffentlichten News-Artikeln mit kurzer Inhaltsangabe (Schlagwörter, Keywords) finden sie in der Graffiti-Enzyklopädie

Zur zuletzt veröffentlichten Ausgabe (Graffiti-News Nr. 18): Graffiti News, 18/2002

©2002 Institut für Graffiti-Forschung

...zum Institut für Graffiti-Forschung
...zur graffiti edition
...mail to Institut für Graffiti-Forschung

last update: 3.06.2002