06.08.06:AXEL THIEL ist vor
kurzem im 61sten Lebensjahr verstorben.
Thiel war Gründungsmitglied der internationalen
Graffiti-Forschung, die Bekanntschaft zwischen ihm und mir wurde
Ende der 1970er-Jahre
von ERNEST BORNEMANN hergestellt und es gab einen lebhaften,
jahrzehntelangen Austausch zwischen uns. Ein fast freundschaftliches
Verhältnis, belegt durch unzählige Briefe, in denen es auch um seine
Vergangenheitsbewältigungen und therapeutischen Aufarbeitungen ging.
Hier in Wien waren wir weitaus
nicht mit allen Thiel'schen Aktivitäten einverstanden, besonders die
von ihm propagierte Schreibweise "GRAFITTI" löste allgemeines
Befremden aus und es schlossen sich dieser nur sehr uninformierte
Leute an. Später kehrte er wieder zur üblichen Schreibweise zurück.
Wir bewunderten Thiel's
Beharrlichkeit und Konsequenz, mit der er "SEINE" GRAFITTI-FORSCHUNG
über die Jahrzehnte verfolgte. Unbeirrbar verteidigte er seinen
Ansatz, unbeirrbar beharrte er auf "SEINEN" Auffassungen von
Wissenschaftlichkeit. Seine frühen Publikationen hatten
weitreichende Bedeutung. Es gelang ihm, mit seinem Axel-Thiel-Verlag, eine Art
Integrations-Edition zu gründen und - Jahre vor den ersten Fancines
- ein Fachorgan der Graffiti-Forschung herauszugeben. In seiner
"EINFÜHRUNG IN DIE GRAFITTI-FORSCHUNG" publizierten nach und
nach viele wichtige Leute dieses Gebietes. Und damit
wurde das Bewusstsein einer fachlichen Zusammengehörigkeit
geschaffen - ein großer Verdienst von ihm.
Später rissen die Kontakte ab, seinen
vielfältigen Internet-Aktivitäten war kaum sinnvoll zu folgen.
Insgesamt war er dreimal hier in Wien, einmal besuchte ich ihn in
Kassel. Es gibt eine Menge an fotografischem Bildmaterial von
unseren Treffen.
Was aus dem beachtlichen
Literaturbestand wurde, den Axel Thiel im Namen einer
"Internationalen Arbeitsgruppe Graffiti-Forschung" ansammelte,
müsste bei seinen Erben (Thiel hatte eine Tochter) erfragt werden.
Der Archiv-Bestand muss den Mitgliedern der Arbeitsgruppe ausgehändigt werden.
Norbert Siegl
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