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Graffiti und Street-Art: News Nr. 311/10

Themenschwerpunkt: Murals in Belfast
Text und Fotos: Mario Liftenegger


zur graffiti edition - Fachverlag Graffiti und Street-Art

Zuletzt veröffentlichte Ausgabe - http://graffitieuropa.org/news/310.htm

Das Inhaltsverzeichnis (Schlagwörter, Keywords) finden sie in der Graffiti-Enzyklopädie online: http://graffitieuropa.org/enzyklopaedie.htm ( Sicherungsseite: http://members.chello.at/norbert.siegl/  ). Besuchen sie das Wiener Graffiti-Museum! Informationen: www.graffitimuseum.at
 


Mario Liftenegger: Murals in Belfast

Murals haben in Nordirland vor allem auf unionistischer/loyalistischer/ protestantischer Seite bereits eine nun fast schon 100 Jahre lange Tradition. Die erste unionistische Wandbemalung entstand in Belfast um das Jahr 1908 und thematisierte den Sieg des protestantischen William of Orange 1690 in der „Battle of the Boyne“ über den katholischen James II. Die ersten Murals wurden von Malern und Anstreichern gemalt. Heute werden die meisten Murals hingegen von arbeitslosen Männern und Jugendlichen gestaltet und nur selten sind Frauen an deren Schaffung beteiligt. Im Laufe der Zeit erweiterte sich das unionistische Themenspektrum um Motive, wie die „Battle of the Somme“ (1916), das Sinken der Titanic und andere. Die Unionisten begannen schließlich, den öffentlichen Raum neben den Murals auch durch die Bemalung der Randsteine oder der Laternenmasten in den Farben des Union Jack (rot, weiß, blau) optisch zu kennzeichnen. So kam es zu einer visuellen Separation von Wohnvierteln.
 
Die republikanischen/nationalistischen/katholischen Murals nahmen ihren Anfang in der Zeit der nordirischen Bürgerrechtsbewegung 1968 in (London)Derry. Die Bewohner von Bogside, dem katholischen Viertel der Stadt, riegelten das Viertel nach Auseinandersetzungen mit Protestanten mittels Hindernissen ab. Hinter den Barrikaden entstand eine Art Autonomiegebiet, das durch den Spruch „You are now entering Free Derry“, der riesengroß an eine Hausmauer gemalt wurde, gekennzeichnet war. Während des Hungerstreiks der republikanischen Gefangenen 1981, ausgelöst durch die Entziehung ihres politischen Status, stieg die Zahl der republikanischen Murals rapide an. Die Motive waren dominiert vom bewaffneten Kampf gegen die Briten. Schließlich bemalten auch die Republikaner Randsteine und Straßenmasten in den Farben der irischen Fahne (grün, weiß, orange) und die Straßen erhielten gälische Namen. In den 1980er Jahren veränderten sich auch die Motive der unionistischen Murals und seit dieser Zeit steht vor allem der bewaffnete Kampf der Paramilitärs im Vordergrund.
 
Mit dem Jahr 2006 ist ein neuer Typus von Murals entstanden, der die gewaltvollen loyalistischen und republikanischen Wandbemalungen durch neutrale Murals ersetzen soll. So soll neben dem Abbau von politischen/religiösen Spannungen auch das Stadtbild „verschönert“ werden.


Literatur:
Jarman Neil, Material Conflict. Parades and Visual Displays in Northern Ireland. Oxford/ New York 1997.
Rolston Bill, Drawing Support. Murals in Northern Ireland. Belfast 1992.
Rolston Bill, Drawing Support 2. Murals of war and peace. Belfast 1998.
   

 

C.S. Lewis 1898-1963 (Convention Court, Belfast 2009)

Hier sind ein Portrait des 1898 in Belfast geborenen Schriftstellers Clive Staples Lewis, der durch „Die Chroniken von Narnia“ bekannt wurde, sowie Szenen beziehungsweise Charaktere des zweiten Teils der Chroniken von Narnia, „The Lion, the Witch and the Wardrobe“, dargestellt.

 

 

 

 

 







Gertrude Star Flute Band (Martin Street, Belfast 2009)

Im Zentrum: eine englische Bulldogge in der Uniform einer Flute Band (diese begleiten in Nordirland die Paraden des Orange Orders).

Unten: geographische Umrisse Nordirlands in den Farben der nordirischen Flagge.

Am Rand: die schottische und britische Flagge, die Zahl 1690 („Battle of the Boyne“) sowie die Zahlen 1961 (Gründung der Flute Band) und 2001 (40-jähriges Jubiläum der Flute Band).





 

 

Gaelic Sports (Brompton Park, Belfast 2009)

Im Zentrum: traditionelle gälische Sportarten, wie Hurling, Camogie und Gaelic Football, sowie das Logo des lokalen Sportvereins.

Unten: Spieler in aktueller als auch in historischer Kleidung. Dies soll die Tradition dieser Sportarten, die auch Ausdruck des Widerstandes gegen die Briten sind, verdeutlichen.

Am Rand: die Wappen der vier Provinzen Irlands Munster, Connaught, Leinster und Ulster.

 









Women in Struggle & James Connolly (Rockmount Street, Belfast 2009)


Oberes Mural: thematisiert den Kampf der Frauen innerhalb der republikanischen Bewegung.

Im Zentrum: Constance de Markievicz, die am Osteraufstand von 1916 beteiligt war. In den Ecken sind verschiedene Szenen des weiblichen Widerstandes abgebildet.

Unteres Mural: zeigt den marxistischen Arbeiterführer James Connolly, einen Anführer des Osteraufstandes von 1916.


You are now entering Loyalist Sandy Row (Sandy Row, Belfast 2009)

Links unten: ein maskierter und bewaffneter loyalistischer Kämpfer.

Links und rechts oben: zwei geballte Fäuste, die für die Rote Hand von Ulster stehen und Symbol der UFF (Ulster Freedom Fighters) sind.

Unter dem Haupttext ist der Wahlspruch der UDA (Ulster Defence Association) „Quis seperabit“ (Wer soll uns trennen) zu sehen.

 

 

King William III. (Oak Street, Belfast 2009)

Im Zentrum: König William III. bei der Überquerung des Flusses Boyne in der „Battle of the Boyne“ 1690.

Im Hintergrund: ein Triumphbogen, zur Erinnerung an die Schlacht. An der Spitze des Bogens sind Krone und Bibel als Symbole für die Verbundenheit mit Monarchie und Gott zu sehen.


Freedom 2000 (Hopewell Crescent, Belfast 2009)

Im Zentrum: ein H-Block des Maze Gefängnisses, besser bekannt als Long Kesh. Dort waren Paramilitärs inhaftiert.

Oben: zwei kleinere Darstellungen von Baracken, in denen die Häftlinge vor der Entziehung ihres politischen Status im Jahre 1976 untergebracht waren.











Free the POWS (New Lodge Road, Belfast 2009)

Im Zentrum: zwei gefesselte Hände als Symbol für die republikanischen Häftlinge.

Links und rechts: ein Portrait von Mairead Farrell (sie wurde 1988 von einer britischen Spezialeinheit in Gibraltar getötet), Hungerstreiker, die Durchsuchung nackter weiblicher Häftlinge in Gefängnissen und Übergriffe auf Gefangene.

Oben: Forderung „Free the POWS“ [Prisoners of war] (Befreit die politischen Häftlinge) sowie in Gälisch „Saoirse“ (Frieden).


 

Women in Struggel (Ballymurphy Road, Belfast 2009)
 
Im Vordergrund: eine bewaffnete Kämpferin der “Cumann na mBan”, der Frauenorganisation der IRA (Irish Republican Army).

Im Hintergrund: Frauen mit Fahnen der vier Provinzen Irlands.

Am Rand: Portraits von im Konflikt getöteten Frauen.








 

Bobby Sands (Falls Road, Belfast 2009)

Im Zentrum: Bobby Sands, der erste von zehn Hungerstreikern, die 1981 starben.

Am Rand: zwei Zitate von ihm sowie das Symbol der United Irishman (Organisation des 19. Jh., die für ein geeintes Irland eintrat).

Unten: eine Lerche (das Pseudonym Sands), die die Ketten der Gefangenschaft sprengt.

Oben: Phoenix, das Symbol des Irish Republican Brotherhood - einer revolutionären Organisation des 19. Jahrhunderts -, sowie in Gälisch „Saoirse“ (Frieden).


Zuletzt veröffentlichte Ausgabe - http://graffitieuropa.org/news/310.htm 

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