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Zurück zu jenem Bereich von
Politik, in dem man genau den emotionalen Gegenpol zur Liebe findet,
wo die Gefühlsqualität des Hasses dominiert, nämlich zu den Graffiti
von rechtsextremistischen Aktivisten und Propagandisten.
Es besteht eine hohe Korrelation bei den diversen Aussagen,
fundortspezifisch kann man sie in ganz Europa verbreitet finden.
Erwähnenswert ist aber, dass es daneben zwei Orte gibt, die besonders
gern zur Agitation genutzt werden: zum einen sind dies jüdische
Friedhöfe - Berichten über so genannte "Schmierereien" kann man immer
wieder in den Medien begegnen - ein anderer Fundort sind alte
verlassene Bunkeranlagen aus den Weltkriegen, in denen oft heimliche
Treffen von meist jugendlichen NS-Sympathisanten stattfinden, die dort die
klassischen Parolen und Symbole hinterlassen. Eine Einteilung dieser
Graffiti ergibt als häufigste inhaltliche Bezüge Aussagen zum "Führer"
und Führerkult in Verbindung mit grossdeutschem Patriotismus.
Subgruppen der Jugendkultur, bei denen diese
Ideologie anzutreffen ist, sind v.a. Skinheads und Hooligans, neuerdings
auch Angehörige der GABBA bzw. GABBER-Kultur.
Häufigstes Symbol ist das Hakenkreuz, ein
geschichtlich ursprünglich positiv besetztes Zeichen - das man in
verschiedenen Kulturen, weitaus nicht nur im "arischen", also
indogermanischen Kulturkreis finden kann - sondern ebenso in Japan und das
bis nach Südamerika verbreitet ist. Auch hier in Wien findet man genügend
Hinweise auf die Verwendung von Hakenkreuzen unabhängig von der
NS-Ideologie. So gibt es etwa in der Schausammlung des MAK (Museum für
Angewandte Kunst) ornamentale Hakenkreuze auf einem katholischen
Messgewand aus dem 13. Jahrhundert und - in linksgedrehter Variante - auf
der Brust einer indischen Buddhastatue zu sehen. Die Hakenkreuze, denen
man als Graffiti in den Straßen begegnet, stehen aber großteils in
neofaschistischem Kontext. Interessanterweise entwickelte sich daran eine
weit verbreitete Volkskultur der Ablehnung mit klaren, immer
wiederkehrenden Mustern. So entstand im Laufe der Zeit ein fotografischer
Hakenkreuzzyklus, der fortlaufend mit neuen Varianten, die bei den
Feldforschungen begegnen, angereichert wird. Der heutige Archiv-Bestand
umfasst rd. 100 verschiedenartige Ablehnungsvarianten - siehe ein Beispiel
links.
Die Feindschaften richten sich gegen Ausländer im
Allgemeinen (AUSLÄNDER RAUS), gegen bestimmte Volksgruppen, ganz besonders
aber gegen die Türken. Daneben findet man auch klassischen Rassismus
(gegen Schwarze - NEGER RAUS, KILL NIGGERS, FUCK NIGGERS, etc.),
Antisemitismus und neuerdings verstärkt auch religiöse Auseinandersetzungen (Islam und Christentum)
.
Eine absolute internationale Einzigartigkeit sind
die Graffiti eines einzigen Wiener Aktivisten (siehe Abbildung links), der
seit 2000 das gesamte Stadtbild mit seinen gleichförmigen - mit
Wachskreide geschriebenen - "NEGER RAUS" - "RAUS NIGGER" - Graffiti prägt.
Insgesamt verbreitete er in den letzten Jahren ca. 12.000 dieser
Inschriften, ohne dass seine Identität bekannt wurde.
Die langsame Auflösung Jugoslawiens in den 1990er
Jahren konnte man genau mitverfolgen - Graffiti von SLOWENEN, KROATEN,
BOSNIERN, bis hin zu KOSOVO-Albanern begleiteten die nationale Selbstbehauptung.
Die Auseinandersetzung unter den einzelnen Volksgruppen findet bis heute
in Wiener Graffiti ihren Niederschlag und das gemeinsame Feindbild ist der
serbische Staat. Das serbische Kreuz mit der Bedeutung "NUR EINIGKEIT
RETTET SERBIEN" ist eines der häufigsten Graffiti-Symbole in Wien, im
Bild links in einer abgewandelten Variante.
Gerade die Graffiti des politischen Bereiches können sehr gut
über "unterschwellige" Tendenzen und Spannungsfelder Auskunft geben. Das
Institut für Graffiti-Forschung führte dazu 2007 eine Studie durch,
genauere Informationen, auch zur daraus resultierenden Wander-Ausstellung,
sind auf folgender Seite veröffentlicht:
http://www.graffitieuropa.org/rechtsextremismus.htm
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