20.7.2002
Bilddokumente
zum Selbstwertgefühl in der Sprayer-Szene:
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BUSK - einer der
bekannten Nachwuchs-Writer von Wien - Mitglied der DHP-Crew, die einen der
Graffiti-Workshops des Instituts für Graffiti-Forschung
leitete.
Von BUSK stammt das größte
Style-Graffito Wiens, stilistisch ähnlich simpel ausgeführt
wie das Piece im Bild oben. |
Wien - Donaukanal
KGB-Style |
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Graffiti und
Symbolforschung:
Ein spezielles Symbol, das
gerne Machthabern, politischen Funktionären jeglicher
Parteienzugehörigkeit, meist im Wahlkampf aufgemalt wird, ist das Hitlerbärtchen.
Symbolgeschichtlich
betrachtet ist es ein junges Zeichen, allerdings mit großflächiger
Verbreitung - dokumentieren konnten wir es in verschiedenen
Ländern Europas.
Besonders gehäuft sind
Politiker konservativer Parteien von dieser Kennzeichnung
betroffen. Das Bildbeispiel stammt aus dem Berliner Wahlkampf
2001 - ein Aktivist wählte hier den Regierenden Bürgermeister
(damals SPD-Kandidat) als Ziel für seine Intervention. |
19.7.2002
Graffiti und
Symbolforschung:
Alle aktuellen, sowie viele historisch
wichtige Symbole der Menschheit, kann man auch in Form von
Graffiti finden, wir haben einige davon bereits auf der website des ifg
vorgestellt. Entwicklungsgeschichtlich kann man annehmen, dass
viele dieser Symbole, die die Menschheit seit Jahrtausenden
begleiten, ursprünglich als Graffito kreiert wurde - also
ungefragt im öffentlich zugänglichen Raum entstanden sind.
Diem, Peter; 1995: Die Symbole
Österreichs. Zeit und Geschichte in Zeichen. Kremayr &
Scheriau, Wien
Die Erklärungen zum hier wiedergegebenen
Symbol sind diesem Buch entnommen:
Ursprünglich heraldisches Zeichen
(Dreibein) das im Wappen der Insel Man und in jenem des
Königreichs Sizilien vorkommt. Es ist immer noch in Gebrauch in
der Flagge der rechtsextremen Südafrikanischen Burenbewegung.
Während des Ständestaates in Österreich wurde das Dreibein
als Ständeabzeichen für Industrie und Bergbau verwendet (in
den Mittelpunkt eines Zahnrades gesetzt).
Die oben wiedergegebene Variante wurde im
Juli 2002 an einer Wiener Parkbank dokumentiert und steht sehr
wahrscheinlich in rechtsextremen, rassistischem Bezug. |
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Ausdruck aus
dem sexuellen Vulgärbereich:
Schriftzug - Style - an
einem der ofiziellen Wiener walls. Hier als Beschimpfung
aufzufassen und zum "crossen" des darunterliegenden
Pieces verwendet. Dokumentiert im Juli 2002. |
Antisemitismus hat
weitaus nicht immer eine rechtsextreme Motivation. Viele
Graffiti die sich gegen Israel oder generalisierend gegen
"die Juden" richten sind als Protest gegen die
israelische Palästinenserpolitik aufzufassen.
Bratislava, Juli 2002 |
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Ku Klux Klan -
Schriftzug:
häufig in Graffiti von rechtsextremen Aktivisten anzutreffen,
oft auch in der Abkürzung KKK zu finden und mit dem Kapuzenmotiv. Meistens in Kombination mit rassistischen
Aussagen.
Das Motiv links wurde im Juli 2002
dokumentiert (an einer Wiener Telefonzelle). |
Eine spezielle Form von Signet
bzw. Markenzeichen sind die diversen Stadt-Wappen - das
Bildbeispiel stammt aus Bratislava.
In der Writer-Szene wird durch die
grafische Einzigartigkeit von Tags diese Markenkultur
nachgeahmt. |
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Dass jede denkbare sexuelle
Variante Thema in Graffiti sein kann, ist vielfach belegt.
Im Bildbeispiel die praktisch unmögliche
sexuelle Betätigung mit einer Maus... |
18.7.2002
BRATISLAVA,
Juli 2002:
Mitglieder
der RZK-Crew - fotografiert vor einem ihrer Werke:
Frühes Werk
der Sprayer-Kultur an einem der typischen Ostblock-Plattenbauten:
©Norbert
Siegl, 2002
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Piece von den
MUTANTS - der präsentesten Sprayer-Crew von Bratislava:
©ifg, Juli
2002 |
Historisches
Graffito aus Frankfurt/Main:
Saul Len
teilt dazu folgendes mit:
Ffm 82: Hier wurde eine Plakatwand für ein Politgraffito genutzt und ironisch dem Plakatinhalt angepasst.
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17.7.2002
'MUTANTS' - das
meistverbreitete Graffiti-Tag in Bratislava...
Dokumentation 2002, ©ifg |
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Markenzeichen, Signets, Logos spielen eine große Rolle in der
Kultur des graffiti-writing. Durch die Unverwechselbarkeit soll die
Einzigartigkeit des jeweiligen Individuums betont werden. Die
gleiche Motivation steht hinter den diversen kommerziellen
Markenzeichen (Mercedes-Stern, Coca-Cola - Schriftzug, ...) und
auch hinter den Wappen und Symbolen von Staaten.
Hier die Staatssymbole von Djibouti
(im Zeitalter der
Massenvernichtungswaffen anachronistisch wirkend). |
Ungewöhnlich gestaltetes
"Ich war hier" - Motiv. In die Außenwand einer Kirche im
1ten Wiener Gemeindebezirk gekratzt.
Dokumentation: Juli 2002 |
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16.7.2002
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Schrammen
(Kampfspuren?) in
der Wand eines Stadttores in Hainburg, Niederösterreich, mit
roter (Blut)-Farbe markiert.
©ifg, 2002 |
Graffiti und
Symbolforschung:
Ein wichtiges Symbol in Graffiti - v.a. in
den Graffiti der Writer-Kultur - ist die Krone. Man findet
Kronen verschiedener Art - die dahinterstehende Motivation ist, sich aus der Masse der Tagger zu "erhöhen", sich
besondere Wichtigkeit zuzuordnen und Abstand zu den Toys zu
schaffen.
Daneben ist die Krone als Symbol
weit verbreitet in der Volkskultur - das Beispiel rechts stammt
von der Fassade des Gasthauses "zur goldenen Krone" in
Freistadt, OÖ. |
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15.7.2002
©Norbert
Siegl, Wiener
Graffiti-Archiv - Graffiti-Doku Europa |
Ablehnungen
rechtsextremer Gesinnung sind in Graffiti häufig anzutreffen.
Eine bekannte Variante sind die Hinzufügungen auf Mülleimern -
wo dem aufgedruckten Männchen ein Hakenkreuz in die Hand
gezeichnet wird - sodass es symbolisch im Abfall landet. Ein
Beispiel dafür finden sie in der Graffiti-Enzyklopädie
auf Seite 130.
Im Beispiel links
(Schablonengraffito aus Bratislava) wird dieses bekannte Motiv
neu variiert, indem dem Männchen mit der erhobenen Hand der
Mülleimer übergestülpt wurde. |
Interventionen
(Hinzufügungen, Überschreibungen, ...) auf Werbe- und
Wahlplakaten sind häufig. Das Beispiel rechts stammt
aus Bratislava - vermutlich ist das Textelement "FICUS!"
eine Beschimpfung.
©ifg
Siehe dazu auch:
http://www.graffitieuropa.org/wahlplakate.htm |
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Sexualzeichnung
mit übertriebener Betonung von Geschlechtmerkmalen -
Reduktionen dieser Art findet man oft in Zeichnungen aus
Männertoiletten. Bratislava, Juli
2002,©ifg
Siehe dazu auch:
http://www.graffitieuropa.org/klograffiti.htm
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14.7.2002
Piece aus
Bratislava, dokumentiert im Juli 2002
Die
Sprayer-Kultur ist längst fester Bestandteil in den Städten
des ehemaligen Ostblocks. Qualitativ gibt es keine Unterschiede
zu den Produktionen in westlichen Ländern, wo die Tradition des
Writing um einiges älter ist.
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Text-Graffito
aus der Innenstadt von Bratislava (Juli, 2002) - ausgeführt in
Bleistift-Technik an einer Hauswand.
Falls jemand den Text
übersetzen kann, ersuchen wir um Mitteilung an das ifg! |
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Graffiti-Sprayer und Mädchen -
eine Anfrage:
Sehr geehrte Damen und Herren, ich hoffe doch, dass Sie mir weiter helfen können.
Kurz zur mir: Ich heiße ... und studiere in ... Soziologie. In diesem Semester schreibe ich eine Hausarbeit über Mädchen in Szenen und habe mir dazu speziell die Graffiti Szene ausgesucht. Leider gibt es darüber kaum Literatur und anderes Material. Ich hoffe nun, dass Sie mir vielleicht ein paar Informationen dazu schicken könnten.
Im Voraus bedanke ich mich recht herzlich. Mit freundlichen Grüßen ...
Liebe Frau ...! Sie wissen ja, dass wir den Begriff Graffiti weit über die Sprayer-Szene hinausgehend betrachten, im Sinne einer völlig eigenständigen
Kommunikationsform. In vielen Subbereichen der Kommunikationsform Graffiti gibt es auch Aussagen von Mädchen und Frauen, etwa z.B. bei den Toilettengraffiti, in Schulbankgraffiti etc. und man kann hier Graffiti gut nützen um
die unterschiedlichen - geschlechtstypischen - Kommunikationsstile zu erforschen - siehe dazu die Publikationen der graffiti edition.
Mit dem Thema "Mädchen in der Sprayer-Szene" haben sie sich ein schwieriges Thema gesucht, zu dem es kaum empirische Untersuchungen gibt. Nachdem der weibliche Anteil in der Sprayer-Szene sehr gering ist, dürfte es auch schwierig sein, die Ursachen dafür bei Sprayerinnen zu erfragen und man
bleibt auf Vermutungen angewiesen. Nachdem sie
Soziologie studieren, dürfte es aber nicht allzu schwierig sein, generelle Theorien oder Hypothesen dafür ausfindig zu machen, dass in risikoreichen Subkulturen (etwa auch bei Hooligans, Skins, etc.) der Anteil weiblicher Mitglieder gering ist. Seltsamerweise ist der Anteil von Frauen z.B. in der Punk-Szene aber wieder hoch...
In unserer "Kunstlinks-Seite" finden sie Links zu zwei Damen (Französinnen, Miss Van und Miss Tic) die im Bereich Graffiti tätig sind (allerdings nicht
unbedingt in der HipHop-Szene), vielleicht können sie dort etwas erfragen. Hier die Adresse:
http://www.graffitieuropa.org/links/kunst.htm
Bei HipHop-Jams - also im legalen Bereich - stellt man fest, dass ein sehr hoher Anteil von Mädchen vorhanden ist, auch bei den von uns organisierten Graffiti-Workshops waren immer viele Mädchen dabei...
Jedenfalls ist ihre Fragestellung interessant und es interessiert uns, zu welchen Ergebnissen sie kommen. Falls die Arbeit gut wird, können wir ihnen
anbieten, diese in einer der Graffiti-News Bände zu publizieren, bzw. eine Zusammenfassung auf graffiti.netbase.org zu veröffentlichen.
Mit freundlichen Grüssen, Institut für Graffiti-Forschung
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Fensterumrahmungen
- gestaltet in Sgraffito-Technik. Ein abtragendes Verfahren, bei
welchem Substanz "weggekratzt" wird. Von dieser
Technik leitet sich der Begriff Graffiti (bzw. Graffito) ab -
siehe Definition.
Im Beispiel (links) sieht man, dass auf die
graubraune Putzschicht eine weiße Fläche aufgetragen wurde -
aus dieser wurde mit Kratzeisen die Verzierung -
"ausgekratzt", sodass der darunterliegende Verputz
zum Vorschein kommt. Die Technik wurde auch zu hochkomplizierten künstlerischen und schönen Gestaltungen
verwendet - im Archiv befinden sich Beispiele aus verschiedenen
europäischen Ländern.
©ifg, Bratislava, Juli
2002 |
Den Zugang zu allen bisher
veröffentlichten News-Artikeln mit
kurzer Inhaltsangabe (Schlagwörter, Keywords) finden
sie in der Graffiti-Enzyklopädie!
Zuletzt veröffentlichte
Ausgabe (Graffiti-News Nr. 28): Graffiti
News, 28/2002
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